Persönliche Gedanken (2003)
Dass z.Zt. ein Krieg im Irak ausgetragen wird, hat sich wohl herumgesprochen. Ich möchte auf dieser Seite meine Meinung zum Krieg im Allgemeinen und zu dem laufenden Krieg im Speziellen äußern. Ich möchte mich entschuldigen, dass der Text nicht gerade kurz ist, in der Hoffnung, dass Kriegsbefürworter oder Neutrale ihre Meinung noch einmal überdenken.
Krieg ist der letzte Ausweg, wenn vorherige Maßnahmen nicht
funktionieren. Es ist somit ein Eingeständniss der Politiker, dass diese
versagt haben – eigentlich sehr traurig. Die Auseinandersetzung der
betroffenen Parteien findet nun nicht mehr auf direktem verbalem Wege statt,
sondern sinkt auf eine niveaulose Ebene. Man kann das sehr gut mit zwei Kindern
vergleichen, die beide sagen Ich will das Stück Kuchen
–
Nein, ich
. Da keine Einigung erfolgt, fängt der Eine an, den
Anderen zu kneifen – Beim Krieg werden jedoch gleich Bomben geworfen.
Das Hauptproblem am Krieg ist, dass er nicht unter den Leuten ausgetragen
wird, die an der Auseinandersetzung beteiligt sind. Statt dessen muss die
Bevökerung des angegriffenen Landes leiden, aber auch die des angreifenden
Landes. Krieg bedeutet Tod. Es kann auch in einem High-Tech-Krieg
nicht
verhindert werden, dass zivile Menschen, die mit dem Konflikt nichts direkt zu
tun haben, getötet werden. Dabei ist selbstverständlich der Tod das
negative Extrem, aber auch schon Verletzungen am Körper oder
Zerstörungen an Gebäuden sind unhaltbar. Nicht zu unterschätzen
ist auch der psychische Druck, der auf die Bevölkerung ausgeht. Andauernde
Angriffe, Warnsirenen, Explosionen und die andauernde Angst, dass man selbst
getroffen werden könnte – oder Freunde.
Nicht außer Acht gelassen werden darf der Finanzielle Aspekt eines
Krieges. Wenn man sich alleine einmal die Kosten einiger Flugzeuge anguckt: Das
Bomber-Flugzeug B2
kostet über 2,2 Milliarden US$ und es gibt sogar
einige Bomben, die pro Stück weit über einer Million US$ kosten.
Diese Artikel sind nur ein kleiner Teil des gesammten: Dazu kommen
Truppen-Einsätze – auch Soldaten wollen bezahlt werden. Besonders
paradox und den Krieg gen absurdum bringende ist der Fakt, dass nach dem Krieg
alles Zerstörte durch kräftige finanzielle Unterstützung wieder
aufgebaut werden muss.
Die Probleme im Irak sind für die gesamte Welt von belang. Aus diesem Grund haben sich die Vereinigten Nationen (UN) diesem angenommen. Ich gebe zu, die Fortschritte gingen sehr langsam voran, ein großer Schritt war jedoch, als die UN-Waffeninspekteure in den Irak einreisen durften um ihre Arbeit durchzuführen. Leider halten die USA nicht viel von weltweit anerkannten Organisationen und müssen statt dessen vor Arroganz protzend ihre Macht demonstrieren und sich als Weltpolizei aufführen. Für die immer wieder aufgeführte Behauptung, der Irak sei im Besitz von Massenvernichtungswaffen, wurde kein Beweis veröffentlicht. Ebenso wurde den Waffeninspektoren die Möglichkeit genommen, ihre Arbeit zu vollenden. Die Glaubwürdigkeit der USA lässt nach. Selbst wenn ein solcher Beweis existieren würde, ist es Aufgabe der UN zu entscheiden, ob und wann ein Krieg begonnen wird. Glücklicherweise existiert in der UN-Charta nicht die Option eine Regierung mit Hilfe eines militärischen Angriffes zu stürtzen.
Allgemein bekannt sollte sein, dass gerade in Kriegs-Zeiten die Medien als Propaganda-Vermittler missbraucht werden. Dies zeigen Vergleiche zwischen irakischem und amerikanischem (und selbstverständlich auch deutschem) Fernsehen. Besonders interessant ist es dann, wenn der amerikanische Außenminister in einem TV-Interview mit Bildern von amerikanischen Kriegsgefangen konfrontiert wird, die vom irakischen Fernsehen interviewt werden. Dieser sagt dazu lediglich, dass Kriegsgefangene laut dem Genfer Abkommen nicht gefilmt und zu Show gestellt werden dürfen – damit hat er natürlich vollkommen Recht. Zuvor wurden jedoch ebenso irakische Kriegsgefange im amerikanischen Fernsehen gezeigt.
Was mir an dem aktuellem Krieg besonders Sorgen macht ist, dass Starship Troopers
Realität geworden ist: Journalisten werden
bei Angriffen mitgenommen und berichten live vor Ort –
selbstverständlich zensiert. Durch die Berichterstattung im Fernsehen mit
Analysen durch Militärexperten wird aus dem realen Krieg plötzlich
ein Medien-Ereignis, dass einer Unterhaltungs-Sendung gleicht: Popcorn,
Tüte Chips, ab vor'n Fernsehe und Krieg
einschalten. Es findet eine
Verharmlosung des Krieges statt. Fernsehen wird oft schon nur mit Film
verbunden und somit mit nicht real
oder nur Unterhaltung
gleichgesetzt.
Obwohl man zu dem Thema noch viel mehr schreiben kann und sollte,
möchte ich hier Schluss machen und noch auf Wolfgang Borchert verweisen,
der mit seinem Drama Draussen vor der Tür
eine interessante und
zugleich traurige Geschichte erzählt. Überaus aussagekräftige
Zitate von ihm sind unter anderem auf der Website http://www.atelierheinzel.de/borchert.html zu finden. Am
meisten hat mich folgendes beeindruckt:
Als der Krieg aus war, kam der Soldat nach Haus. Aber er hatte kein Brot. Da sah er einen, der hatte Brot. Den schlug er tot. Du darfst doch keinen totschlagen, sagte der Richter. Warum nicht, fragte der Soldat.– Wolfgang Borchert
Kristof Hamann, 24. März 2003