Praxis (2002)

Minimieren der Lautstärke eines Computers mit einfachen Mitteln

Während der Trend der PC-Industrie bisher nur nach mehr Power sucht, werden die Konsequenzen dieses Leistungsdrucks total vernachlässigt. Heutige PCs verbrauchen viel mehr Strom als früher. Doch leider wird dieser Strom nicht sinnvoll genutzt, sondern geht größten Teils in Form von Wärme verloren. Während im 486-Zeitalter noch passive Kühlkörper an der CPU der Standard waren, hängt an aktuellen Prozessoren ein riesiger Kühler mit einem lauten Lüfter, der die Abwärme weg transportieren soll. Nebenbei sorgt ein Lüfter im Netzteil, sowie oft auch noch auf dem Mainboard-Chipsatz und dem Grafikprozessor der Grafikkarte für eine weitere Geräuschkulisse. Ich möchte hier ein paar Tipps geben, wie ihr euren PC weitgehend ruhig stellen könnt.

Lüfteranzahl minimieren

Foto von Lüftern im Computergehäuse
Kein Grafikkarten-Lüfter, kein Chipsatz-Lüfter, großer, langsamer CPU-Lüfter

Wichtig ist zunächst, unnötige Lüfter aus dem Rechner zu entfernen, bzw. bei dem Kauf der Hardware direkt darauf zu achten, dass keine zusätzlichen Lüfter eingebaut sind. So kann der Chipsatz-Kühler meistens vermieden werden. Dieser Lüfter scheint eine Mode-Erscheinung zu sein, die sich seit kurzem bei den Mainboard-Herstellern breit macht. Ich habe zum Glück noch ein altes Asus A7V, welches nur mit passiver Kühlung geliefert wurde. Aber auch aktuelle Chipsätze scheinen durch passive Kühlung nicht zu sterben. Denn es gibt trotzdem noch Mainboards von DFI, Gigabyte oder Microstar, die aktuelle Chipsätze (z.Zt. z.B. der VIA KT266A – Stand: Januar 2002) lediglich passiv kühlen. Wer dennoch auf andere Hersteller setzt, dem soll somit gesagt sein, dass diese Boards sicherlich auch ohne aktive Kühlung auskommen werden. Einfach mal den Lüfter ausbauen und evtl. einen größeren Kühlkörper einbauen. Falls du Angst um das Board hast, solltest du die Temperatur des Boards beobachten, welche von Tools des Mainboard-Herstellers oder vom BIOS angezeigt wird.

Mit dem Lüfter auf der Grafikkarte ist das so eine Sache. Aktuelle Grafikkarten sind leider so strapaziert, dass es nicht möglich sein wird, einfach den Lüfter abzunehmen. Hier muss man sich entscheiden: Grafik-Power oder leiser Rechner. Ich habe mich damals für den leisen Rechner entschieden und mir eine GForce-2-MX-Karte von Asus besorgt, die heute sicherlich nicht mehr auf dem Stand der Technik ist, aber dennoch immer noch sehr leise ihren Dienst verrichtet. Ich muss aber auch zugeben, dass ich sie nicht sehr häfig mit 3D-Spielen auslaste.

Vorhandene Lüfter leiser machen

Letztendlich bleiben noch Lüfter für Netzteil und Prozessor übrig, die sich nicht so einfach vermeiden lassen. Hier bietet sich an etwas Geld zu opfern und keine Standard-Lüfter zu benutzen, sondern spezielle auf extra-leise getrimmte Lüfter zu kaufen. Diese fahren meist mit niedrigen Drehzahlen, wodurch sie kaum noch hörbar werden. Statt dessen sind sie größer als andere, damit trotzdem die gleiche Luftmenge transportiert werden kann. Ich habe mir z.B. von Blacknoise einen neuen CPU-Lüfter und ein neues Netzteil besorgt. Ich war wirklich überrascht, was für einen Unterschied das macht. Es gibt aber auch diverse weitere Anbieter von leisen Lüftern. Einfach mal suchen.

Ein weiterer Faktor: die Festplatte

Grundsätzlich gilt: Alles was sich bewegt verursacht Lärm. So auch neben den Lüftern die Festplatte(n) und CD-/DVD-Laufwerk(e). CD- und DVD-Laufwerke sind hierbei nicht so wichtig, da diese nicht durchgehend laufen. Festplatten hingegen schon. Daher ist es besonders wichtig, dass diese nicht allzu viel Lautstärke verursachen. Ebenso wie bei den Lüftern gilt: Je mehr Drehzahl, desto lauter. Allerdings gibt es immer weniger Festplatten mit nur 5400 Umdrehungen pro Minute und diese sind auch meist viel langsamer als andere Platten. Niedrige Drehzahlen sind somit nicht unbedingt eine Alternative.

Foto von Festplatte
Meine Festplatte liegt mit Schaumstoff gepolstert auf dem Gehäuseboden

Die Geräusche einer Festplatte lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Sie entstehen beim normalen Drehen der Scheiben oder beim Positionieren der Lese- und Schreibköpfe auf die richtige Position. Bei manchen Gehäusen werden die Geräusche durch die Metall-Struktur verstärkt weitergegeben und die Festplatte wird lauter, als sie eigentlich ist. Um das zu vermeiden, gibt es die Möglichkeit, die Festplatte nicht in das Gehäuse einzubauen, sondern lose auf den Boden zu legen. Genauso praktiziere ich das in meinem Rechner. Ich habe auf den Boden vom Gehäuse zwei Schaumstoffschichten gelegt (habe einfach das auf dem Mainboard-Karton benutzt) und die Festplatte mit 5-1/4-Zoll-Einbauramen versehen, damit sie nicht direkt auf dem Schaumstoff liegt und somit trotzdem noch genügend Luft bekommt. Dieser Schritt hat die Grundgeräusche meiner Festplatte stark vermindert, auch Zugriffe sind kaum noch zu hören.

Neue Festplatten bieten ein Acoustic Management an, dass speziell die Zugriffsgeräsche beim Positionieren der Köpfe mindern soll. Bei aktiviertem Acoustic Management, werden die Köpfe langsamer und nicht so ruckartig positioniert, was deutlich weniger Lärm verursacht. In meinem PC kann ich die Zugriffe auf die Festplatte nun gar nicht mehr hören, viel lauter ist da die Heizung im Zimmer. Leider geht das Acoustic Management auf Kosten der Geschwindigkeit. Wie schon oben erwähnt, muss Priorisiert werden: Entweder Power oder Ruhe. Ein schöner Nebeneffekt des Acoustic Management ist allerdings eine längere Lebensdauer der Festplatte, da die Köpfe nicht so stark strapaziert werden. Die Lebensdauer soll sich sogar verdoppeln.

Einschalten lässt sich das Acoustic Management mit dem Feature Tool von Hitachi, erhältlich auf der Seite dessen Supports. Das Programm kommuniziert mittelst SMART mit den Festplatten, weshalb das Programm auch mit Festplatten anderer Hersteller funktioniert.

Mittels SMART lässt sich z.B. auch die Temperatur der Festplatte auslesen, wenn diese eine solche Funktion bereitstellt. Hier möchte ich die Smartmontools empfehlen, welche in der Linux-Console diverse Parameter der Festplatte ausliest und sich somit besonders für Linux-Server eignet, da man diese nicht immer mal eben neu starten kann, um das IBM Feature Tool zu nutzen.

Bei Gelegenheit werden diese Informationen vielleicht ergänzt.

Kristof Hamann, Januar 2002 (aktualisierte Links: August 2005)